In seiner Wahlheimat Spanien ist Leo Bassi eine Persönlichkeit des Öffentlichen Lebens.
Und wenn Leo Bassi nicht auf der Bühne steht, widmet er sich dort unterschiedlichen politischen Aktionen.
Von ihm für Spanien erfunden der "Polittourismus"
- sein Projekt "Bassi-Bus" wurde weithin bekannt.
Mit dem Bassi-Bus fährt der Reiseleiter Leo Bassi seine politisch interessierten Landsleute an Orte, Plätze und Villen, um vor Ort aufzuzeigen, zu beschreiben wie Macht funktioniert und lebt, wie krass Missstände sind und mit welchen Auswirkungen, oder wo mafiöse Strukturen existieren und was sie wie bewirken.
In Madrid hat Leo Bassi 2012 eine kleine Kapelle gebaut, wie eine richtige kleine Kirche für 45 "Kirchgänger" - alles ist da! Nicht nur der Altar und die bunten Bleiglasfenster, sondern auch "Reliquien" zu Sokrates bis zu Groucho Marx u.v.m. ...
Seine Urgroßeltern und Großeltern erzählten, berichteten ihm von der großen Freiheit, von Anarchie, von dieser Freude, die der Zirkus in die Dörfer gebracht hatte, vom Nomadenleben. Aber in den sechziger, siebziger Jahren war in den großen Zirkussen kein Quentchen mehr übrig von jener Freiheit, von jenem auf eine Art anarchistischen Leben: " … da war nur noch vollkommene Banalität, nur noch lasche Vorstellungen für Kinder. Nichts mehr von diesem auf eine Art wilden Leben meiner Kindheit, nichts mehr von der auch politischen Freiheit.
Ich spürte, dass es eine Art Rückbesinnung für mich geben musste auf etwas, das vor dieser schrecklichen Vermarktung lag, und begann nach der Seele des Zirkus, nach seinen Ursprüngen zu suchen.
Einige Jahre lang habe ich mich also auf die Suche begeben, habe Vieles gelernt, habe den Zirkus verlassen, Theater, Straßentheater gemacht, forschend nach dem, was für mich die Seele, der Geist dieser Art von Leben war.
Während dieser Zeit des Straßentheaters habe ich eine Menge wichtiger Erfahrungen gesammelt, habe gelernt, wie wichtig es ist, das Publikum zu beobachten, es zu überraschen - wenn Du auf der Straße das Publikum nicht überraschst, gibt es Dir keinen Heller, es bleibt nicht mal stehen.
Ich hatte immer im Sinn, zum Zirkus zurückzukehren, seine anarchische Seite wiederzuentdecken, das Abenteuer. Doch je mehr die Zeit verging, desto radikaler wurde ich, desto mehr entdeckte ich, wie sehr die Massen von einigen Wenigen manipuliert werden, die mit ihnen machen was sie wollen.
Das widerstrebt meinem Wesen, meinem großen Wunsch nach Freiheit, nach Unabhängigkeit, zutiefst.
Doch dann habe ich auch entdeckt, dass es viele, vor allem junge Menschen gibt, die genau davon hören wollen, dass es aber niemanden gibt, der ihnen davon erzählt."
• Weiterhin beschreibt Leo Bassi im Hinblick seiner politischen Aktionen außerhalb von Bühne:
"Ich will ein echter Mensch sein, eine konkrete Person. ... Für mich ist ein Künstler jemand, der auf der Straße arbeitet und weder Angst vor Konfrontation oder Macht hat.
… Ich glaube, dass diese wirklichen politischen Aktionen mir auch für das Theater Kraft geben.
Meine Figur bekommt nochmal eine ganz andere Glaubwürdigkeit - das alles sind nicht nur Worte auf der Bühne, sondern da findet wirklich ein Kampf statt. Ich glaube, das ist wichtig.
Das ist ein bisschen wie früher, als der Zirkus im Dorf ankam:
Die Elefanten, die durch die Strassen gingen, die Akrobaten, die Pferde, die Musik. Da strömte plötzlich ein Glanz durch den Alltag, und so gingen die Menschen dann in den Zirkus, um dort eine verwandelte Wirklichkeit zu erleben.
Wirkliche Menschen, die dort unglaubliche Sprünge machten, durch die Luft flogen, ihr Leben riskierten.
Das war auch eine Wirklichkeit, aber eine andere
- und das war wichtig für die Menschen.
Da gab es auch eine politische Dimension:
Hinter all′dem steckte auch die Nachricht an die einfache Bevölkerung, an die Arbeiter und Bauern:
seht her, wir sind einfache Menschen wie Ihr, Bauern wie Ihr, doch wir
können sieben Bälle Jonglieren, wir können auf rennenden Pferden mit verbundenen Augen Salti schlagen.
Das heißt, wir können tun, was wir wollen, allein mit der Kraft unseres Willens und unserer Arbeit erreichen wir, was wir uns erträumen.
Das war derZirkus früher: Ein Ort, an dem die einfachen Menschen träumen konnten,
wo das Unmögliche möglich wurde.
Hier sehe ich meine Aufgabe. Man muss den Traum ins Theater zurückbringen,
sonst ist es einfach nur ein Museum, oder es wird so banal wie das Fernsehen.
Um das zu schaffen, muss man mit seiner Person bezahlen, muss man konkrete Aktionen tun.
Es gibt diesen doppelten Aspekt, der mir wichtig ist:
Ich glaube an das, was ich tue,
und das gibt mir dann auch Kraft, als Theatermensch bestimmte Dinge auf der Bühne zu tun."